Getting Old Stinks

Peter Entell unterhält mit seiner abwesenden Mutter, von der er nur Fotos, keine Videos hat, eine imaginäre filmische Korrespondenz. Gleichzeitig schreibt er seinem liebenswerten, nach Schokolade und Umarmungen süchtigen alten Vater, dessen lächelndes Gesicht die Welt zu einem besseren Ort macht, eine Liebeserklärung. Der Film folgt ihm über 15 Jahre durch einen von Familienritualen strukturierten Alltag und lässt diskret den Prozess der Auslöschung von Bildern, Erinnerungen und sogar Vornamen durchscheinen. In diesem Wettlauf gegen die Zeit rekonstruiert der Filmemacher die Geschichte einer Familie und eines Jahrhunderts, vom Eintreffen seines emigrierten Vaters auf Ellis Island bis zum Universitätsstudium seiner Mutter – eine Premiere in der Familie. Die sehr persönliche Erzählung führt uns schliesslich auf die andere Seite der Kamera: Nachdem der Regisseur seinen Vater erst 15 Jahre lang gefilmt und anschliessend noch einmal genauso lang gewartet hat, um dieses Material zu bearbeiten, steht er, plötzlich von der Frage nach dem Sinn und Zweck des Lebens besessen, mit der Kamera seinem von der Zeit gezeichneten Gesicht im Spiegel gegenüber. A film can say “I love you so!”.

 

Javier Martín

Getting Old Stinks, 2022
Sisters, 2018
Like Dew in the Sun, 2016
A Home Far Away, 2012
Shake the Devil Off, 2007
Josh's Trees, 2005
The Tube, 2001
Rolling, 1997
Martha, 1995
Waiting for the Caribou, 1991
Man and Chimpanzee, 1991
The Testimony of Four South African Workers, 1988
Depending on Heaven, 1987
Moving on: The Hunger for Land in Zimbabwe, 1983